Jahrgangspatron
Seit 1966 tragen die Jahrgänge Namen, die an bekannte Personen, Geschehnisse oder Kriegsschauplätze in der Militärgeschichte Österreichs erinnern.
Der Ausmusterungsjahrgang 2025 der Militärakademie hat sich für Generaloberst Josef Freiherr Roth von Limanowa-Lapanów als Jahrgangspatron entschieden.
Der Jahrgang hat sich bewusst für eine Person entschieden, welche sich durch seine Taten das Adelsprädikat, zahlreiche Orden und Auszeichnungen sowie den Respekt seiner Vorgesetzten und Kameraden erarbeitete.
Generaloberst Josef Freiherr Roth von Limanowa-Lapanów war ein vorbildhafter Offizier und Inspiration für nachfolgende Offiziersgenerationen. Er war nicht nur erfolgreicher Heerführer an den verschiedensten Fronten des Ersten Weltkrieges, sondern prägte als Kommandant der k. u. k. Theresianischen Militärakademie das Bild des Offiziers.
Ebenso war Roth nach seiner Ruhestandsversetzung 1918 in mehreren Institutionen und Vereinigungen der Ersten Republik tätig. So sorgte er als Präsident der Vereinigung Alt-Neustadt für die Wahrung der Alt-Neustädter-Traditionen sowie des Berufsbildes des Offiziers.
Biografie des Generaloberst Josef Roth Freiherr von Limanowa-Łapanów
Josef Roth wurde am 12. Oktober 1859 in Triest geboren. Nach der Absolvierung der Volksschule, der Unterstufe des k.k. Gymnasiums in Marburg und des Militärkollegiums St.Pölten begann 1876 seine Ausbildung an der k.u.k. Theresianischen Militärakademie.
Im April 1879 erfolgte die Beförderung zum Leutnant und Ausmusterung zum k.u.k. Feldjägerbataillon 21.
Generalstabsausbildung
1884 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant und nach Bestehen der Aufnahmeprüfung der Beginn der Ausbildung zum Generalstabsoffizier an der k.u.k. Kriegsschule in Wien.
Oberleutnant Roth wurde danach beim Kommando der k.u.k. 13. Infanteriebrigade in Esseg und ab Februar 1889 im Kommando des k.u.k. XII. Korps in Hermannstadt verwendet.
Auf Grund der Erfüllung des Kriteriums der sehr guten Beurteilungen wurde Oberleutnant Josef Roth am 1. November 1889 zum Hauptmann befördert und in das Generalstabskorps aufgenommen.
Generalstabsoffizier
Ab 1892 erfolgte die Verwendung im k.u.k. Kriegsministeriums als Abteilungsleiter mit der Verantwortung für Übungen.
1895 legte Hauptmann Roth die Stabsoffiziersprüfung erfolgreich ab, wurde am 1. November zum Major befördert und als Chef des Stabes zur k.u.k. 12. Infanterietruppendivision nach Krakau vesetzt. Ab 1. November 1897 versah Roth Dienst beim k.u.k. V. Korps in Pressburg.
Am 1. Mai 1898 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant, 1899 eine einjährige Truppenverwendung als Bataillonskommandant im k.u.k. Infanterieregiment 76 in Graz.
Ab Mai 1901 war Oberstleutnant Roth Chef des Instruktionsbüros im Generalstab und damit verantwortlich für Ausbildungsfragen des Generalstabes, Generalstabsreisen und Kriegsspiele. Am 1. November 1901 wurde Josef Roth zum Oberst befördert.
Am 1. Mai 1908 wurde Roth zum Kommandant der k.u.k. 94. Infanteriebrigade ernannt und zum Generalmajor befördert.
Akademiekommandant
Mit 24. April 1910 übernahm Generalmajor Roth das Kommando über die k. u. k. Theresianische Militärakademie.
Er prägte in seiner vierjährigen Tätigkeit in Wiener Neustadt nicht nur im Bereichen Lehre, sondern auch in den Bereichen Erweiterung der Infrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit.
Roth legte das Schwergewicht in der Lehre auf mehr praktische Ausbildung. Durch die Erhöhung der Teilungsziffern der Jahrgänge konnte der Unterricht effizienter durchgeführt werden. Im Bereich der Sportausbildung wurde Radfahren als Pflicht eingeführt. Durch Reisen in die Kronländer sowie Exkursionen zu Industriebetrieben wollte Roth das Wissen der Militärakademiker über das Militärische hinaus erweitern.
Durch Schießveranstaltungen für Schüler der oberen Klassen wollte Roth den Beruf des Soldaten näher bringen und so Offiziersnachwuchs gewinnen.
Darüber hinaus begründete er heute noch bestehende Veranstaltungen zur Förderung des Traditionsbewusstseins sowie im gesellschaftlichen Bereich. So erfolgte unter Josef Roth erstmals am 14. Dezember ein Gedenken an die Gründung durch Maria Theresia und es fanden Treffen von Absolventen anlässlich von Ausmusterungsjubiläen statt. Im Turnsaal wurde ein Akademieball abgehalten.
Am 1. Mai 1912 wurde Josef Roth zum Feldmarschallleutnant - dieser Dienstgrad entspricht heute Generalmajor - ernannt.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges bedingte zur Vorverlegung der Ausmusterung im Jahr 1914 von 18. August auf den 1. August. 135 Leutnante schwören in Anwesenheit des nunmehrigen Thronfolgers Erzherzog Karl "Treu bis in den Tod".
Am Tag danach, dem 2. August 1914, verabschiedete sich Feldmarschallleutnant Josef Roth von "seiner" Akademie und begab sich nach Linz, wo er das Kommando über die 3. Infanterietruppendivision übernahm.
Am russischen Kriegsschauplatz
Mit der zum XIV. Korps der k.u.k. 3. Armee zugehörigen 3. Infanterietruppendivision verlegte Josef Roth Anfang August nach Galizien, wo die Division westlich Lemberg einen Verfügungsraum bezog.
Die Feuertaufe erlebte Roth und die ihm unterstellten Soldaten am 28. August 1914 im Gefecht bei Wasylow.
Den Anfangserfolgen folgten jedoch schwere Niederlagen und der Verlust beinahe ganz Galiziens. "Schuldige" für das Versagen werden abgelöst; so rückt Josef Roth im Oktober 1915 zum Kommandanten des XIV. Korps auf.
Ende November 1914 wurde die 4. Armee bis auf die Höhe Krakaus zurückgedrängt, die 3. Armee stand in den Karpaten. Dazwischen klaffte eine Lücke von 100 Kilometern.
In dieser Situation entschied sich der Generalstabschef der k.u.k Armee die Initiative zu ergreifen und einen Gegenangriff durchzuführen. Für die Offensive wurde unter der Führung Josef Roths die Armeegruppe Roth gebildet - bestehend aus dem XIV. Korps, verstärkt um die deutsche 47. Reservedivision und das Kavalleriekorps Nagy. In der von 1. bis 14. Dezember dauernden Schlacht bei Limanowa–Lapanow gelang es Josef Roth durch die konsequente Verfolgung des Führungsgrundsatzes "Klares Ziel" die russischen Kräfte zu zerschlagen und im Zusammenwirken mit der ebenfalls offensiv gewordenen 3. Armee zum Absetzen nach Osten zu zwingen. Die Gefahr des russischen Einfalls nach Böhmen und/oder die ungarische Tiefebene war damit gebannt.
Am italienischen Kriegsschauplatz
Nachdem in Folge des Kriegseintritts Italiens bereits die 3. und die 8. Infanterietruppendivision an die Südwestfront verlegt worden waren, erhielt am 5. Oktober 1915 auch das Kommando des XIV. Korps den Marschbefehl nach Tirol.
Josef Roth übernahm dort zunächst die Verantwortung über den Rayon IV (Fleimstal) und später V (Pustertal). Mit der Bildung der 11. Armee zur Durchführung der Südtiroloffensive im Frühjahr 1916, übernahm General der Infanterie Josef Roth am 15. März 1916 als Landesverteidigungskommandant von Tirol das Kommando über alle in der Defensive zu verbleibenden Kräfte.
Exzellenz & Ritterstand
Josef Roth wurde in Anerkennung seiner Leistungen in der Schlacht von Limanowa-Łapanów von Kaiser Franz Josef I. am 19. Mai 1916 der Titel "wirklicher Geheimen Rat" verliehen. Mit dem Titel war die Anrede "Exzellenz" verbunden.
Am 19. Juni 1916 wurde Josef Roth in den Ritterstand mit dem Zusatz "von Limanowa-Łapanów" erhoben worden.
Zweifacher Generalinspekteur
Die völlig veränderte militärische Situation in Südtirol nach der 12. Isonzoschlacht brachte für General der Infanterie Josef Roth zunächst ab Dezember 1917 die Verwendung als stellvertretender Kommandant der 10. Armee und später die Abberufung von der Front.
Am 25. Februar 1918 erfolgte die Ernennung zum Generalinspekteur der Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten.
Gleichzeitig erhielt Roth aber auch die Verantwortlichkeit für das Heimkehrerwesen übertragen. Nach dem Friedensschluss mit Russland strömten die entlassenen Kriegsgefangenen zurück nach Österreich-Ungarn. Die Armeeführung, die für die aus der Gefangenschaft entlassenen Soldaten nach wie vor zuständig war und sie wieder in die Armee eingliedern wollte, befürchtete, dass sich darunter auch von Bolschewismus überzeugte und anderweitige sogenannte subversive Elemente befänden. Man schuf daher den Posten eines „Generalinspektor für das Heimkehrerwesen“ und übertrug ihn an Josef Roth, zusätzlich zu seiner anderen Aufgabe.
Generaloberst & Ritterkreuz
Gleichzeitig mit der Beauftragung als Generalinspekteur einerseits für die Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten, andererseits für das Heimkehrerwesen, war auch die Beförderung zum Generaloberst erfolgt.
Am 2. Oktober 1918 hat ihm das Ordenskapitel des Militär-Maria-Theresien-Orden die Ordenswürdigkeit und die Auszeichnung mit dem Ritterkreuz anerkannt.
In Folge dessen wurde er am 10. November 1918 durch Kaiser Karl I. in den erblichen Freiherrn-Stand erhoben. Damit verbunden war die Anrede als "Baron".
Die Nachkriegszeit
Josef Roth trat am 3. Dezember 1918 im Alter von nur 59 Jahren in den Ruhestand über, lebte gemeinsam mit seiner Gattin in Wie und engagierte sich in verschiedenen Institutionen.
So war der erste Präsident der am 23. November 1919 gegründeten Vereinigung Alt-Neustadt, der noch heute bestehenden Vereinigung der Absolventen der Theresianischen Militärakademie.
Ebenso war Josef Roth Präsident, des Offiziersverbandes, dem Vorläufer der heutigen Offiziersgesellschaft, sowie des "Reichskameradschafts- und Kriegerbundes, der Dachverband von 285 Kameradschafts- und Heimkehrervereinen.
Ab 1925 war er Präses des Ordenskapitels des Militär-Maria-Theresia-Ordens, außerdem führte es den Vorsitz im Offiziers-Ehrenrat - ein Gremium zur außergerichtlichen Schlichtung von Streitigkeiten unter Offizieren.
Sein, auf Grund einer Darmkrebserkrankung, angeschlagener Gesundheitszustand verhinderte die angedachte Kandidatur zum Bundespräsidentenamt.
An dieser Krankheit verstarb Josef Roth am 9. April 1927. Nach Aufbahrung im Militärkasino am Schwarzenbergplatz und Verabschiedung mit militärischen Ehren wurde er am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 81B, Nr. 54) bestattet.