11. Theresianisches Gespräch
„Mare Nostrum Novum" – Die Indopazifische Region, maritimes Machtzentrum des 21. Jahrhunderts?
- Donnerstag, 13. November 2025
- 17.15 - 18.30 Uhr
- Maria-Theresien-Rittersaal
Mit der Abhaltung der bislang größten Militärparade anlässlich des „Tag des Sieges“, der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg, hat die Volksrepublik China am 3. September 2025 eine beispiellose Machtdemonstration inszeniert. Neben der gigantisch anmutenden Zurschaustellung der chinesischen Militärmacht hatte auch der erste gemeinsame Auftritt der Machthaber Russlands und Nordkoreas, Wladimir Putin und Kim Jong Un, an der Seite von Chinas Staatschef Xi Jinping eine große Symbolkraft.
Nach Einschätzung von Experten war dies, gemeinsam mit dem unmittelbar vorangegangenen Treffen der Staatsführer der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) ein deutliches Signal in Richtung USA und Europa: „Hier entsteht eine neue Weltordnung!“
Es scheint so, als sei die uns Europäern vertraute Welt gänzlich aus den Fugen geraten und durch Reihe sich offenbar immer schneller und weniger abschätzbare Folge von Ereignissen bestimmt. Was besonders nachdenklich stimmt ist die Wahrnehmung, dass Europa auf dies immer weniger Einfluss zu haben scheint.
Tatsächlich ist es so, dass im 21. Jahrhundert eine zunehmende Verschiebung der Mächtekonzentrationen sowohl in wirtschaftlicher als auch, in letzter Konsequenz in militärischer Hinsicht stattgefunden hat und, ganz offensichtlich, Stichwort wirtschaftlicher Wettlauf USA – VR China, unvermindert stattfindet. Die für viele von uns vertraute Wahrnehmung Europa sei im Mittelpunkt des Weltinteresses wie auch aller politischer Bemühungen und Initiativen ist, so scheint es, der oft zitierten „wohlbekannten Vergangenheit“ zuzurechnen.
Am augenscheinlichsten wird dies sichtbar durch den Aufstieg neuer Akteure, hier allen voran die Volksrepublik China, aber auch des mittlerweile bevölkerungsreichste Staates der Welt, Indien.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen der 11. Theresianischen Gespräche steht folglich die von der Volksrepublik China propagierte Maritime Seidenstraßen Initiative und deren Implikationen auf den Nachbarn Indien und auf die zwischen den beiden Akteuren liegende indopazifische Region. Dieser Raum, der geographisch eine Übergangsstelle zwischen zwei Weltmeeren darstellt, ist nicht eine der ökonomisch aufstrebensten Weltgegenden, sondern umfasst auch eine Reihe von höchstsensiblen Meeresengen, deren ungehinderte Passage unmittelbaren und nachhaltigen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben. Das chinesische Projekt stößt eben in diesem Raum und stellt die hier verorteten Akteure vor eine Reihe von sich eröffnenden Chancen wie gleich auch vor Herausforderungen.
Für Europa ist die indopazifische Region folglich sowohl wirtschaftlich wie auch geopolitisch von größter Bedeutung.
Das 11. Theresianische Gespräch möchte einen Beitrag dazu leisten, einen umfassenderen Einblick in diese Region zu erhalten. Es bedient sich dazu einen aus der maritimen Perspektive ausgehende Fokus und bietet eine Zusammenschau von geographischen Konstanten, wirtschaftlichen Fakten und geopolitischen Zielen und Ambitionen der hier verorteten Akteure wie auch deren Initiativen. Dies erscheint zwingend geboten, steht doch die spektakuläre These zur Diskussion, ob die Indopazifische Region das maritime Machtzentrum des 21. Jahrhunderts, das Mare Nostrum Novum, werden könnte.
Aufbauend auf den im letztjährigen Geopolitischen Symposium analysierten Ukraine Konflikt sowie stringent die aktuellen globalen Entwicklungen, Stichwort Perspektiven 21 „Trump reloaded“ vom Mai dieses Jahres fortführend , wird daher Dr. Arian Hamidi-Faal im Gespräch mit der Gesandten Mag.a Karin Fichtinger-Grohe, Mag. Dr. Alfred Gerstl sowie Thomas Novohradsky die Entwicklungen im indopazifischen Raum aus der Perspektive einer lange vor Ort befindlichen Diplomatin, eines mit der Region vertrauten Wisenschaftlers bzw. eines in der betroffenen Region lebenden Österreichers betrachten.
Mag.a Karin Fichtinger-Grohe
Abteilungsleiterin im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten. Die berufliche Laufbahn führte sie nach Absolvierung ihres Studiums an der Universität Wien zunächst in diplomatischer Verwendung über Belgrad, Den Haag, Berlin nach Dublin. Nach verschiedenen nationalen Verwendungen im Bereich des BMEIA wurde Maga Fichtinger-Grohe die erste residente Botschafterin Österreichs in Singapur und in Folge in Katar. Die mehrsprachige Berufsdiplomatin verbrachte viereinhalb Jahre in Singapur und gilt daher als eine Kennerin des Raumes und seiner Besonderheiten.
Mag. Dr. Alfred Gerstl
Privatdozent Mag. Dr Alfred Gerstl ist ein international anerkannter Experte für internationale Beziehungen mit Schwerpunkt Indo-Pazifik. Er befasst sich insbesondere mit den geopolitischen Auswirkungen von Chinas neuer Seidenstraße sowie regionaler Kooperation und Konflikten in Südost- und Nordostasien.
Thomas Novohradsky
Thomas Novohradsky ist Absolvent der Musikakademie Wien. Er war Regieassistent ua. bei den Salzburger Festspielen und Produktionsleiter an der Wiener Staatsoper. Von 2001 – 2007 war Thomas Novohradsky künstlerischer Leiter des National Theaters in Tokio. Es folgten langjährige bis dato andauernde berufliche wie private Aufenthalte in der Volksrepublik China, wo er auch seinen Wohnsitz hat.