Gedenken an Anton Schmid
Am Mittwoch, dem 8. Oktober 2025, erfolgte durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Zuge eines Staatsbesuches in Litauen eine Kranzniederlegung an der Grabstätte von Anton Schmid am Antakalnis Friedhof in Vilnius. Dort erinnert ein von der österreichischen Botschaft in Litauen, dem Kulturministerium der Republik Litauen und der Stadtverwaltung Vilnius errichtetes Denkmal an Anton Schmid - einen Österreicher, der aus Menschlichkeit und christlicher Verpflichtung hunderte Juden im Wilnaer Ghetto vor dem sicheren Tod rettete.
Bei diesem Gedenken anwesend waren auch jene fünf Fähnriche des Jahrganges „Major von Grabensprung“, die gerade ihr Auslandssemester in Litauen absolvieren.
Anton Schmid
Anton Schmid wurde am 9. Jänner 1900 in Wien geboren. Als 18-Jähriger wurde er in der Endphase des Ersten Weltkriegs eingezogen und war zwei Monate an der Piavefront im Einsatz. Nach dem Ende des Krieges absolvierte er eine Ausbildung zum Elektriker und betrieb ein Elektrogeschäft.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht eingezogen und stieg bis zum Feldwebel auf. Beim Russlandfeldzug befand sich Schmid unter den Verbänden, die über Weißrussland nach Litauen vordrangen. Nach der Eroberung Wilnas im Juni 1941 wurde Schmid dort Leiter einer „Versprengten-Sammelstelle“ sowie Leiter von einigen für die Wehrmacht arbeitenden Werkstätten, in denen auch Juden beschäftigt wurden. Diese wurden dazu mit Arbeitsgenehmigungen ausgestattet. Diese so genannten „Gelben Scheine“ waren für diese Juden und ihren Familien lebensrettend, denn sie schützten vor dem Zugriff der Einsatzgruppen. Bis zum Jänner 1942 hatte Schmid etwa 90 Arbeitsbescheinigungen ausgestellt.
Bis Anfang 1942 transportierte er außerdem mit selbst ausgefertigten Marschbefehlen über dreihundert Juden, vor allem Widerstandskämpfer, aus dem Ghetto von Wilna nach Polen und Weißrussland in damals als sicher geltende Ghettos.
Darüber hinaus unterstütze Schmids den Aufbau einer jüdischen Widerstandsbewegung. Er stellte seine Wohnung für Treffen der jüdischen Widerstandskämpfer und ließ Mitglieder in seinem Haus versteckt übernachten, um sie vor möglichen Verhaftungen zu schützen. Schmid unterstützte auch die Vorbereitung des Aufstandes im Warschauer Ghetto, indem er eine Delegation des jüdischen Widerstands mit einem Lastwagen nach Warschau brachte.
Ende Jänner 1942 wurde Schmid bei einer Transportaktion verhaftet. In einem Kriegsgerichtsverfahren wurde er wegen Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und am 13. April 1942 erschossen. Sein Leichnam wurde am Rande des Soldatenfriedhofs Wilna-Antokol begraben.
Im Mai 1967 zeichnete Yad Vashem ihn postum – als ersten Soldaten der Wehrmacht – als “Gerechten unter den Völkern” aus.
Fotos: Peter Lechner