Die Gefechtsübungen der Militärakademie - Teil 2
1991 - 2001
Das Ende des Kalten Krieges, verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in Osteuropa und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, veränderte auch das Bedrohungsbild für Österreich. Die Möglichkeit der Konfrontation der beiden Paktsysteme und daraus sich ergebend die reale Gefahr der Nutzung österreichischen Staatsgebietes als Auf- oder Durchmarschraum war vorbei.
Die Wahrscheinlichkeit von Krisen in der Nachbarschaft war jedoch gestiegen. Daher verlagerte das Bundesheer seine Ausbildungs- und Übungsinhalte weg von Themen der Raumverteidigung und hin zu "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze".
Die Militärakademie trug mit ihren Gefechtsübungen und den dabei gezogenen Erfahrungen und Lehren wesentlich zur Entwicklung von Vorschriften und Lehrmeinungen zu dieser Thematik bei.
GÜ 1991 - Feldkirchen
Die Gefechtsübung 1991 fand von 17. bis 28. Juni 1991 im Raum Feldkirchen in Kärnten statt.
Das Thema "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" war letztmalig bei der Gefechtsübung 1983 in Hermagor geübt worden. Angesichts der Veränderungen in den europäischen Sicherheitsstrukturen, war es notwendig geworden, dieses Kampfverfahren theoretisch und praktisch neu aufzubereiten. Neben der Schaffung von theoretischen Unterlagen durch ein Entwicklungsteam im Kommando der Militärakademie gehörte die Gefechtsübung 1991 zum praktischen Teil dieser Neubearbeitung.
Ob die Gefechtsübung 1991 zufällig oder doch mit Absicht in Kärnten stattfand, wo unmittelbar mit Übungsende auf Grund der kriegerischen Ereignisse in Folge der Abspaltung Sloweniens von Jugoslawien in den Einsatz zum Schutz der Staatsgrenze übergegangen wurde, ist bis heute umstritten. Tatsache ist, dass die Anwesenheit der Übungstruppen in Kärnten die Durchführung des Einsatzes wesentlich erleichtert hat.
Die Partei Blau bestand in der ersten Phase der Übung ("Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze") aus dem Akademikerbataillon mit dem 1. und 2. Jahrgang, die durch die Verstärkung um drei Jägerzüge und drei Jagdkampfzüge der Landwehrstammregimenter 13 und 52 zu Jägerkompanien aufgewachsen waren. Verstärkt wurde das Akademikerbataillon außerdem mit einer Panzerabwehrlenkwaffengruppe des Jägerbataillons 25, einem rPAK-Zug und einem schweren Granatwerferzug des Landwehrstammregimentes 13, einem Panzergrenadierzug des Panzergrenadierbataillons 13 sowie einer Jagdpanzerkompanie des Jagdpanzerbataillons 7.
In der Phase 2 ("Räumlich begrenzter Abwehrkampf") bestand die Partei Blau aus einem aus Teilen des Kommandos der Militärakademie gebildeten Brigadekommando, welches neben den Elementen der Phase 1 zusätzlich noch das Landwehrbataillon 711, eine Panzerjägerkompanie des Landwehrregimentes 71, den ABC-Abwehrzug des Militärkommandos Kärnten, eine Fliegerabwehrbatterie des Fliegerabwehrbataillons 3, eine Pionierkompanie des Pionierbataillons 3 sowie eine leichte Feldhaubitzbatterie der Artillerieschule führte.
Die Partei Orange hatte den Auftrag aus dem Raum nördlich von Klagenfurt in Anlehnung an die Bundesstraße 95 und südlich davon vorzugehen und zunächst Moosburg und in weiterer Folge Feldkirchen in Besitz zu nehmen.
Die Partei Orange wurde geführt durch das Kommando des Jagdpanzerbataillons 7 und bestand aus einer Panzeraufklärungskompanie des Heeresaufklärungsbataillons, einer Jagdpanzerkompanie des Jagdpanzerbataillons 7, einem Kampfpanzerzug des Panzerbataillons 14, je einer Jägerkompanie der Landwehrstammregimenter 34 und 72, der BOA-Kompanie, einem Wachzug des Landwehrstammregimentes 52, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 3 sowie einer Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 4.
Der personelle Umfang der Gefechtsübung 1991 betrug insgesamt 3.600 Mann.
Zwei Schießen im freien Gelände ("Jagdkampf" und "Angriff") und vor allem eine taktische Vorführung zum Thema "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" bei der auch ein Abfangeinsatz durch Abfangjäger Saab Draken dargestellt wurde, boten der Bevölkerung die Möglichkeit sich ein Bild von der Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft des Bundesheeres zu machen.
Eine Einsatzbereitschaft, die mit Übungsende gefordert war! Vom Vorbeimarsch in Feldkirchen ging es aufgrund der Intensivierung der Grenzkämpfe und der Gesamtsituation in Jugoslawien nicht in die Heimatgarnisonen, sondern in grenznahe Verfügungsräume. Am Abend des 28. Juni 1991 ordnete der Bundesminister für Landesverteidigung, Werner Fasslabend, am frühen Abend des 28. Juni 1991 schließlich den Einsatz des Bundesheeres gem. WG § 2 Abs. 1 lit. a an.
GÜ 1992 - Retz
Die Gefechtsübung 92 fand von 15. bis 26. Juni 1992 im nördlichen Niederösterreich im Raum Retz statt.
Das Übungsthema war "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" mit dem Fokus auf Verhinderung und Bereinigung von Grenzverletzungen. Angenommen wurde dazu ein bewaffneter Konflikt in einem Nachbarstaat, wobei eine Einbeziehung österreichischen Staatsgebietes in die Kampfhandlungen nicht ausgeschlossen werden kann. Die fiktive Staatsgrenze wurde an der Grenze zwischen dem Wald- und Weinviertel festgelegt.
Die Partei Blau, bestehend aus dem Akademikerbataillon mit dem 1. und 2. Jahrgang (aufgefüllt zu Jägerkompanien durch Grundwehrdiener der Landwehrstammregimenter 14, 32 und 34), verstärkt um zwei Panzergrenadierzüge, zwei Jagdpanzerzüge, eine leichte Feldhaubitzbatterie der Artillerieschule und eine Fliegerabwehrbatterie des Fliegerabwehrbataillons 3, hatte den Auftrag die Staatsgrenze zur Überwachen und Grenzverletzungen zu bereinigen.
Die Partei Orange wurde gebildet aus dem Kommando des Panzergrenadierbataillons 9 mit der Stabskompanie, einer Panzergrenadierkompanie, einer Jagdpanzerkompanie, einem Kampfpanzerzug, einer Jägerkompanie des Landwehrstammregimentes 54, der BOA-Kompanie, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 2 und einer Panzerhaubitzbatterie.
Die Partei Gelb wurde durch eine gemischte Kompanie des Heeresaufklärungsbataillons (ein Rad-Aufklärungszug, ein Jägerzug des Landwehrstammregimentes 32) dargestellt.
Die Übungsstärke betrug insgesamt 3.400 Mann.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1992 wurden auch eine taktische Vorführung sowie ein Gefechtsschießen im freien Gelände in der Einsatzart Angriff durchgeführt. Beide Vorhaben haben unter Teilnahme von tausenden Zuschauern stattgefunden.
Darüber hinaus boten eine Informationsschau, eine Feldmesse, die Teilnahme an örtlichen Veranstaltungen sowie zu Übungsende ein Vorbeimarsch in Retz der Bevölkerung die Möglichkeiten mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten.
GÜ 1993 - Mattighofen
Die Gefechtsübung 93 fand von 14. bis 25. Juni 1993 im oberösterreichischen Innviertel im Raum südlich von Mattighofen statt.
Das Übungsthema war "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" mit dem Fokus auf Verhinderung und Bereinigung von Grenzverletzungen sowie Übergang zur grenznahen Abwehr. Angenommen wurde dazu ein militärischer Konflikt zwischen zwei Nachbarstaaten mit der Gefahr der Nutzung österreichischen Staatsgebietes durch den Staat Orange zur Erreichung seiner militärischen Ziele.
Die Partei Blau, bestehend aus dem Akademikerbataillon mit dem 1. und 2. Jahrgang (aufgefüllt zu Jägerkompanien durch Grundwehrdiener der Landwehrstammregimenter 11, 13, 14 und 34), verstärkt um eine Kompanie des Landwehrstammregimentes 32, einer gemischten Kompanie des Panzergrenadierbataillons 9, einem Zug des Heeresaufklärungsbataillons, einem PAL-Zug sowie einem rPAK-Zug des Landwehrstammregimentes 62, hatte den Auftrag die Staatsgrenze zur Überwachen und Grenzverletzungen zu bereinigen.
Die Partei Orange wurde gebildet aus dem Kommando des Panzergrenadierbataillons 9 mit der Stabskompanie und zwei Panzergrenadierkompanien, einem Kampfpanzerzug des Panzerbataillons 14, einer gepanzerten Aufklärungskompanie des Heeresaufklärungsbataillons, einer Jägerkompanie des Landwehrstammregimentes 72, der BOA-Kompanie und einer Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 3.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1993 wurden auch eine taktische Vorführung sowie ein Gefechtsschießen im freien Gelände in der Einsatzart Angriff durchgeführt. Beide Vorhaben haben unter Teilnahme von zahlreichen Zuschauern stattgefunden.
Darüber hinaus boten eine Informationsschau und eine Feldmesse sowie zu Übungsende ein Vorbeimarsch in Mattighofen der Bevölkerung die Möglichkeiten an der Übung "teilzunehmen".
Außerdem wurde die Gefechtsübung 1993 genutzt, um das Feldpostwesen praktisch zu erproben.
GÜ 1994 - Abtenau
Die Gefechtsübung 1994 fand von 20. bis 30. Juni 1994 im Raum Abtenau in Salzburg statt.
Das Übungsthema war "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" mit dem Fokus auf den Schutz von Grenzübergängen, Verhinderung und Bereinigung von Grenzverletzungen sowie Verteidigung grenznaher Räume. Eine besondere Herausforderung stellte das Üben im alpinen Gelände dar, brachte andererseits aber wertvolle Erfahrungen für die Kampfführung allgemein und für den Sicherungseinsatz im speziellen.
Als Szenario angenommen wurden innerstaatliche Spannungen im Nachbarstaat Orange, die schließlich zur Abspaltung des nördlichen Landesteiles führten. Darauf kam es zu einem restriktiven Vorgehen der Zentralregierung Orange gegen die Nordregion, das zu umfangreichen Flüchtlingsbewegungen führte. Dies und die Gefahr der Nutzung österreichischen Staatsgebietes durch den Staat Orange zur Erreichung seiner militärischen Ziele veranlasste die österreichische Bundesregierung zur Anordnung eines Sicherungseinsatzes an der Staatsgrenze.
Im Gegensatz zu vorangegangenen Gefechtsübungen war diesmal das Akademikerbataillon das führende Kommando der Partei Orange und bestand dazu aus einer Panzergrenadierkompanie sowie zwei Jagdpanzerzügen des Panzergrenadierbataillons 9, der BOA-Kompanie, dem 2. Jahrgang (Jahrgang "Kaiser Maximilian I.") sowie einer Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 4.
Die Partei Blau setzte sich zusammen aus dem Jägerbataillon 25 (Stabskompanie, 1.-3. Jägerkompanie und schwere Jägerkompanie) sowie einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 1, einer leichten Feldhaubitzbatterie der Artillerieschule, einer Fliegerabwehrbatterie des Fliegerabwehrbataillons 3, dem 1. Jahrgang (Jahrgang "Wellington"), einem Tragtierzug sowie einem ABC-Abwehrzug der ABC-Abwehrschule.
Geführt wurden die Teile der Partei Blau durch ein aus Teilen des Kommandos der Militärakademie gebildetes Brigadekommando.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1994 wurden auch eine taktische Vorführung sowie ein Gefechtsschießen auf dem Truppenübungsplatz Aualm durchgeführt. Beide Vorhaben haben unter Teilnahme von zahlreichen Zuschauern stattgefunden.
Darüber hinaus boten eine Informationsschau und eine Feldmesse sowie zu Übungsende ein Vorbeimarsch in Abtenau der Bevölkerung die Möglichkeiten an der Übung "teilzunehmen".
Erstmals wurde das neue FM-System IFMIN eingesetzt und in Zusammenarbeit mit dem Heeresfernmelderegiment entsprechend erprobt.
Außerdem wurde auf die Einhaltung der Bestimmungen für den Umweltschutz besonderer Wert gelegt. Dies geschah durch das Schaffen einer Organisation zur Abfallentsorgung und durch das Bereitstellen von WC-Containern zur Vermeidung von Gewässerverunreinigungen.
GÜ 1995 - St. Johann in Tirol
Die Gefechtsübung 1995 fand von 12. bis 23. Juni 1995 im Raum Reith bei Kitzbühel statt.
Das Übungsthema war "Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze" mit dem Fokus auf den Schutz von Grenzübergängen, Verhinderung und Bereinigung von Grenzverletzungen sowie Verteidigung grenznaher Räume.
Als Szenario angenommen wurden innerstaatliche Spannungen im Nachbarstaat Orange, die schließlich zur Abspaltung des nördlichen Landesteiles führten. Darauf kam es zur Stellung eines Ultimatums durch die Zentralregierung Orange an die Separatisten mit der Forderung die Unabhängigkeit zu widerrufen. Ebenso wurden Vorwürfe wegen angeblicher Unterstützung der Separatisten und Drohungen gegen Österreich gerichtet. Dies und die Gefahr der Nutzung österreichischen Staatsgebietes durch den Staat Orange zur Erreichung seiner militärischen Ziele veranlasste die österreichische Bundesregierung zur Anordnung eines Sicherungseinsatzes an der Staatsgrenze.
Die Partei Blau setzte sich zusammen aus dem Jägerregiment 6, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 2, einer leichten Feldhaubitzbatterie der Artillerieschule, einer Fliegerabwehrbatterie des Fliegerabwehrbataillons 2, einem Jagdpanzerzug des Aufklärungsregimentes 2 sowie dem 1. bis 3. Jahrgang. Die Fähnriche wurden in Kommandanten- bzw. Fachfunktionen und nicht geschlossen als Jahrgang eingesetzt.
So wie bereits bei der Gefechtsübung 1994 war das Kommando des Akademikerbataillons das führende Kommando der Partei Orange. Diese hatte den Auftrag mögliche Lageentwicklungen im Orangestaat, dessen Auswirkungen auf Österreich darzustellen und wurde nach Eskalation der Lage zum Angriff mit begrenztem Ziel gegen Teile von Österreich eingesetzt. Die Partei Orange bestand dazu aus einer Aufklärungskompanie des Stabsbataillons 4, einer Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierbataillons 9, einer Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 4 sowie der BOA-Kompanie.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 1995 2.500 Soldaten teil.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1995 wurde auch ein Gefechtsschießen auf dem Truppenübungsplatz Hochfilzen durchgeführt das auch Bundesminister Werner Fasslabend besuchte.
Darüber hinaus boten Kranzniederlegungen in St. Johann in Tirol und in Reith bei Kitzbühel, eine Katastrophenschutzübung des ABC-Abwehrzuges des Militärkommandos Tirol gemeinsam mit den Einsatzorganisationen des Bezirkes Kitzbühel in St. Johann in Tirol, Informationsschau in Kirchberg, eine Gefechtsvorführung im Raum Reith sowie zu Übungsende ein Vorbeimarsch in St. Johann in Tirol der Bevölkerung die Möglichkeiten an der Übung "teilzunehmen".
GÜ 1996 - Hartberg
Die Gefechtsübung 1996 fand von 29. April bis 10. Mai 1996 in der Oststeiermark im Bezirk Hartberg statt.
Das Übungsthema war “grenznahe Verteidigung” nach einem vorgestaffelten Einsatz zur Überwachung der Staatsgrenze.
Als Szenario angenommen wurden angenommen, dass der Nachbarstaat Orange Ansprüche auf Teile des österreichischen Staatsgebietes stellt und mit einem militärischen Angriff droht. Dies veranlasste die österreichische Bundesregierung zur Anordnung eines Einsatzes des Bundesheeres im militärstrategischen Verfahren Abwehr.
Die Partei Blau wurde geführt durch das Kommando des Akademikerbataillons und bestand aus dem 1. Jahrgang (Jahrgang “Admiral Sterneck”), einer Jägerkompanie des Jägerregimentes 11, einer Jägerkompanie der Jägerschule, einem Jagdpanzerzug des Aufklärungsregimentes 2, einem Panzergrenadierzug der Panzertruppenschule, einem Panzeraufklärungszug des Panzergrenadierbataillons 9, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 1, einer Artilleriebatterie der Artillerieschule, einem ABC-Abwehrzug der ABC-Abwehrschule, einer aus Teilen der Heeresversorgungsschule gebildeten Stabskompanie, sowie der Feldambulanz der 3. Jägerbrigade.
Die Partei Orange wurde gebildet durch das Jägerbataillon 34, einer Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierbataillons 35, einer Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 9, einer Aufklärungskompanie des Aufklärungsregimentes 1, der Feldambulanz 9 sowie der BOA-Kompanie.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 1996 3.500 Soldaten teil.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1996 wurde auch wieder auf eine umfassende Information der Bevölkerung über die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres sowie deren Einbindung in das Übungsgeschehen Wert gelegt.
So wurden zwei Manöverzeitungen erstellt und verteilt. Eine Gefechtsvorführung, vier Kranzniederlegungen, eine Feldmesse und der Vorbeimarsch zu Übungsende in Hartberg boten der Bevölkerung mehrfach die Möglichkeiten an der Übung "teilzunehmen".
Eine Besonderheit und auch Herausforderung stellte das Üben im Naturpark Pöllauer-Tal dar. Auf Maßnahmen des Natur- und Umweltschutzes wurde daher besonders geachtet.
Erstmalig bei einer größeren Übung des Bundesheeres wurde eine Kostenrechnung durchgeführt und so die Gesamtkosten eines derartigen Übungsvorhabens erhoben.
GÜ 1997 - Südliches Waldviertel
Die Gefechtsübung 1997 fand von 5. bis 16. Mai 1997 im südlichen Waldviertel statt.
Synergieeffekte wurden genutzt durch die Verknüpfung mit einer gleichzeitig stattfindenden Großübung der Fernmeldetruppe sowie die Integration der Verbandsübungen des Jägerregimentes 7, des Jägerbataillon 1 sowie der Fliegerabwehrregimentes 1 in die Gefechtsübung.
Das Übungsthema war “Sicherungseinsatz”. Als Szenario angenommen wurde, dass es nach Unruhen im Nachbarstaat zu Unruhen gekommen war, die durch den Einsatz militärischer Kräfte niedergeschlagen wurden. In deren Folge ist es zu massiven Flüchtlingsbewegungen gekommen. Nachdem durch Orange-Kräfte auch zu Grenzverletzungen durchgeführt wurden, fasste die österreichische Bundesregierung den Entschluss zur Anordnung eines Einsatzes des Bundesheeres im militärstrategischen Verfahren Sicherung.
Die Partei Blau wurde bestand aus einem Jägerbataillon des Jägerregimentes 7, dem Jägerbataillon 1, dem Fliegerabwehrregiment 1, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 1, einer Panzerhaubitzbatterie der Artillerieschule, dem ABC-Abwehrzug des Militärkommandos Salzburg, einer Jägerkompanie des Jägerregimentes 9, einer Jägerkompanie der Jägerschule, einem Aufklärungszug des Aufklärungsbataillons 3, einem Panzerabwehrlenkwaffenzug, einem Granatwerferzug und einem 2cm-Maschinenkanonen-Zug der Jägerschule, einem Nachschub- und Transportzug sowie einem Wirtschaftszug der Heeresversorgungsschule sowie einem Sanitätszug der Sanitätsschule.
Die Partei Orange wurde gebildet durch das Kommando, die Stabskompanie und eine Panzerkompanie des Panzerbataillons 10, eine Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierbataillons 9, eine Panzeraufklärungskompanie des Aufklärungsbataillons 3, eine Panzerhaubitzbatterie des Panzerartilleriebataillons 3, die Fliegerabwehrbatterie des Panzerstabsbataillons 3, den San-Zuges des Militärkommandos Salzburg sowie die VBS-Kompanie.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 1997 4.800 Soldaten teil.
Besonders Wert gelegt wurde auf die Einhaltung der Umweltschutzbestimmungen im Bereich der Lagerung von Betriebsmitteln und die bei der GÜ 1996 gemachten Erfahrungen umgesetzt. Dabei fanden die getroffenen Maßnahmen die Anerkennung der Inspektionsorgane.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1997 wurde wieder auf eine umfassende Information der Bevölkerung über die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres sowie deren Einbindung in das Übungsgeschehen Wert gelegt.
So wurden zwei Manöverzeitungen erstellt und verteilt. Zwei Kranzniederlegungen und der Vorbeimarsch zu Übungsende in Zwettl boten der Bevölkerung mehrfach die Möglichkeiten an der Übung "teilzunehmen". Außerdem wurden an den Schulen in den Bezirken des Übungsraumes Informationsvorträge gehalten.
1998
Im Jahr 1998 fand auf Grund der Nicht-Verfügbarkeit von Übungstruppe in ausreichender Anzahl in Folge der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft keine Abschlussübung statt.
GÜ 1999 - Neunkirchen
Die Gefechtsübung 1999 fand von 2. bis 13. August 1999 auf besonderen Wunsch von Akademiekommandant Divisionär Adolf-Erwin Felber im Bezirk Neunkirchen - seinem Heimatbezirk - sowie Teilen des Bezirkes Weiz statt.
Die Gefechtsübung 1999 war für ihn eine besondere Übung, war es doch seine letzte vor seinem Übertritt in den Ruhestand.
Das Übungsthema war wieder “Sicherungseinsatz”. Als Szenario angenommen wurde, dass es im Nachbarstaat nach Unabhängigkeitsbestrebungen der Volksgruppe GRÜN zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen ist. Infolge eines massiven Flüchtlingsstrom hat sich die Sicherheitslage in ÖSTERREICH verschlechtert, wobei es auch zu Sabotageaktionen gegen zivile Einrichtungen gekommen ist. Nachdem durch Orange-Kräfte auch Grenzverletzungen durchgeführt wurden, fasste die österreichische Bundesregierung den Entschluss zur Anordnung eines Einsatzes des Bundesheeres im militärstrategischen Verfahren Sicherung mit der Zielsetzung die Bevölkerung im Grenzraum zu schützen und die Souveränität des Staatsgebietes zu wahren. Erstmals bei einer Gefechtsübung der Militärakademie waren Objektschutz und Ordnungseinsatz Übungsinhalte.
Die Partei Blau wurde bestand aus dem Gardebataillon, einer durch die Ausbildungskompanie NÖ formierten Jägerkompanie, einer Jägerkompanie des Jägerbataillons 24, einer luftbeweglichen Kompanie formiert aus dem Kommando der D-Kompanie des Akademikerbataillons, je einem Jägerzug der 6. Jägerbrigade bzw. des Jägerregimentes 9 sowie 2 Lehrzügen des Bundesrealgymnasiums, einer Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierbataillons 13, Teilen der Panzertruppenschule, einer Fliegerabwehrbatterie der 1. Jägerbrigade, einem 3,5cm-Fliegerabwehrzug der Fliegerabwehrschule, einer Panzerhaubitzbatterie des Artillerieregimentes 2, einer Nachschub- und Transportkompanie des Versorgungsregimentes 1, einer Pionierkompanie des Pionierbataillons 1 sowie der ABC-Abwehrkompanie des Militärkommandos Oberösterreich.
Die Partei Orange bestand aus dem Kommando des Akademikerbataillons und 1. Jahrgang (Jahrgang “Sachsen-Coburg” und B-Kompanie (Jahrgang “Monte Piano”), der VBS-Kompanie sowie der Stabskompanie der Militärakademie.
Übungsleitung-unmittelbar geführt wurden die FM-Kompanie der 6. Jägerbrigade, Teiles des Heeresfernmelderegimentes sowie die an der Übung teilnehmenden Luftfahrzeuge der Fliegerdivision.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 1999 2.300 Soldaten teil.
Im Rahmen der Gefechtsübung 1999 wurde wieder auf eine umfassende Information der Bevölkerung über die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres sowie deren Einbindung in das Übungsgeschehen Wert gelegt.
So wurde gemeinsam mit zivilen Einsatzorganisationen eine Informationsveranstaltung in Neunkirchen durchgeführt. Weiters fanden zwei Kranzniederlegungen und der Vorbeimarsch zu Übungsende in Gloggnitz statt.
Außerdem wurden eine Manöverzeitung an jeden Haushalt im Übungsraum verteilt sowie an den Schulen im Übungsraum Informationsvorträge gehalten.
Sonnenfinsternis
Am 11. August 1999 fand eine totale Sonnenfinsternis über Mitteleuropa statt. Dies ist ein astronomisches Ereignis, bei dem der Mond zwischen Sonne und Erde hindurchzieht und somit das Sonnenlicht teilweise oder vollständig verdeckt. Dies führt dazu, dass der Schatten des Mondes auf die Erde fällt und eine Verdunkelung auf der Erdoberfläche verursacht.
Für mehr als 2 Minuten wurde es auch im Übungsraum um die Mittagszeit Nacht. Gemeinsam mit Millionen von Österreichern blickten die Übungsteilnehmer um 12.47 Uhr gegen den Himmel und konnten dank einer Übungsunterbrechung das seltene und eindrucksvolle Naturschauspiel miterleben.
Assistenzeinsatz
In der zweiten Woche war die Gefechtsübung 1999 von einem gleichzeitig zu führenden Assistenzeinsatz gekennzeichnet. Extrem starke Regenfälle am 7. August 1999 haben in Teilen des Übungsraumes zu Überschwemmungen und Vermurungen geführt. Ab dem 8. August 1999 standen daher die ABC-Abwehrkompanie des Militärkommandos Oberösterreich, die 2. Kompanie des Jägerbataillons 24, die Pionierkompanie und ein technischer Zug des Pionierbataillons 2 sowie Teile der Fliegerkräfte im Assistenzeinsatz, um eingetretene Schäden zu begrenzen sowie Folgeschäden möglichst hintanzuhalten.
GÜ 2000 - Jauntal
Bedingt durch die Umstellung auf das 4-jährige Ausbildungsmodell fand die Gefechtsübung 2000 nicht wie in den Jahren davor im Sommer, sondern von 21. Februar bis 3. März 2000 im Jauntal in Kärnten statt und war die erste Gefechtsübung unter der Leitung des neuen Akademiekommandanten Korpskommandant Karl-Heinz Fitzal.
Das Übungsthema war “Schutz eines grenznahen Raumes” (Schutz von Grenzübergangsstellen, Schutz von Räumen und Objekten, Verzögerung eingebrochener Feindteile, Gegenangriff).
Die Übung und gleichzeitig die Partei Blau wurde durch einen, durch Kaderpersonal der Militärakademie gebildeten Brigadestab unter der Führung von Oberst des Generalstabsdienstes Karl Pichlkastner, dem Leiter des Institutes für Offiziersausbildung, geführt.
Dieser Brigadestab war jedoch mehr auf das eigene richtige taktische Verhalten und den Ablauf der Führungsprozesse anstatt auf die Sicherstellung der Übungsmöglichkeit für alle Fähnriche in Kommandantenfunktionen bedacht, so dass die Gefechtsübung 2000 bei vielen Übungsteilnehmern der unteren Führungsebenen als wenig effizient und lehrreich beurteilt wurde.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 2000 3.000 Soldatinnen und Soldaten mit 80 Ketten- und 400 Räderfahrzeugen sowie 20 Luftfahrzeugen teil.
Neben dem Akademikerbataillon waren dies Teile der 3. Panzergrenadierbrigade, das Fliegerabwehrregiment 3, Teile des Heeresfernmelderegimentes, die ABC-Abwehrkompanie des Militärkommandos Steiermark, Teile des Gardebataillons und des Pionierbataillons 3, Teile der Heeresversorgungsschule, eine Kompanie des Versorgungsregimentes 1, ein Sanitätszug der Sanitätskompanie des Militärkommandos Salzburg sowie Teile der Fliegerdivision.
“Bundesheer zum Anfassen” boten mehrere Veranstaltungen im Übungsraum: An fünf verschiedenen Orten wurden Informationsveranstaltungen durchgeführt, die sich regem Zuschauerinteresse erfreuten. Als die Veranstaltung mit dem größten Publikumsinteresse erwies sich die Geräteschau samt Platzkonzert, Schieß- und Gefechtsvorführung in Winklern bei Völkermarkt, zu der weit mehr als 1.000 Besucher kamen. In Gallizien wurde durch die Militärmusik des Militärkommandos Kärnten der “Große Österreichische Zapfenstreich” aufgeführt. Am letzten Übungstag fand in Bleiburg ein Vorbeimarsch der übenden Teile statt, zu dem auch Landeshauptmann Jörg Haider gekommen war.
GÜ 2001 - Waldviertel
Die Gefechtsübung 2001 fand von 12. bis 23. Februar 2001 im Waldviertel nördlich der Linie Pöggstall - Laimbach unter Einschluss der Westhälfte des Truppenübungsplatzes Allentsteig statt.
Das Übungsthema war in der ersten Übungswoche “Schutz” (Schutz von Grenzübergängen, Schutz von Objekten, Behandlung von Flüchtlingen), in der zweiten Übungswoche “Verzögerung”.
Entlang der fiktiv angenommen Staatsgrenze südlich von Gutenbrunn und Martinsberg wurden zwei "Grenzübergänge" eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit zivilen Einsatzorganisationen bildete dabei ein Übungsziel. Es haben daher auch mehrere Angehörige der Zollwache an der Gefechtsübung 2001 teilgenommen.
Ebenso wurde der Schutz von Objekten geübt. Die Schutzobjekte waren das Kraftwerk Ottenstein und die Sendeanlage Loschberg.
Sowie bereits bei der Gefechtsübung 2000 wurde aus dem Kaderpersonal der Militärakademie unter der Führung durch den Leiter des Institutes für Offiziersausbildung, Oberst des Generalstabsdienstes Karl Pichlkastner, ein Brigadestab gebildet, der sowohl die Aufgaben der Übungsleitung als auch der Führung der Partei Blau übernahm. Der Grund dafür war, dass die Absicht bestand eine Vertiefung der berufspraktischen Komponente des Kaderpersonals und Fortbildung in der Einsatzart durchzuführen.
Insgesamt nahmen an der Gefechtsübung 2001 2.500 Soldatinnen und Soldaten mit 40 Ketten- und 400 Räderfahrzeugen sowie 20 Luftfahrzeugen teil.
Neben dem Akademikerbataillon waren dies das Panzergrenadierbataillon 9, eine Kompanie des Panzerbataillons 33, ein Jagdpanzerzug Jaguar des Panzerabwehrbataillons 1. Weiters Teile der 1. Jägerbrigade, der Garde, des Aufklärungsbataillons 3, des Pionierbataillons 1, des Panzerartilleriebataillons 3, eine gemischte Fliegerabwehrbatterie gestellt von der Fliegerabwehrschule und dem Fliegerabwehrregiment 3 sowie der ABC-Abwehrzug des Militärkommandos Burgenland.
Die Fernmeldeinfrastruktur wurde durch die Fernmeldekompanie des Panzerstabsbataillons 3 im Zusammenwirken mit Teilen des Stabes Fernmeldeführung, des Heeresfernmelderegimentes und der Fernmeldetruppenschule errichtet und betrieben.
Im Rahmen der Logistik kamen neben den Versorgungsteilen der Militärakademie eine Nachschub- und Transportkompanie des Versorgungsregimentes 1, ein Nachschub- und Transportzug des Versorgungsregimentes 3, ein Wirtschaftszug der Heeresversorgungsschule, ein Instandsetzungszug der Heereskraftfahrschule sowie ein Sanitätszug der Sanitätslehrkompanie des Militärkommandos Salzburg zum Einsatz.
Wie in den Jahren davor wurde auf die Öffentlichkeitsarbeit besonderer Wert gelegt. Entsprechend dem Führungsstil des neuen Akademiekommandanten wurde das “Rahmenprogramm” (Kranzniederlegungen, Feldmessen, Informationsschauen, Vorbeimarsch, Empfänge,…) jedoch bewusst klein gehalten und der Fokus auf eine fachliche Information der Bevölkerung gelegt. Dazu wurde die Übungszeitung “MilAk-Express” breit gestreut und über die eigenen Medien (Bundesheer-Webseite) sowie durch die Einladung von Medienvertretern über die Übung und den Übungsablauf umfassend informiert.
Zwischen Bregenzerwald und Oberpullendorf
Die MilAk-Gefechtsübungen Teil 1: 1981 - 1990 - Die Zeit der Raumverteidigung
Verfasser
Oberst Thomas Lampersberger
Quellen
- Alma Mater Theresiana - Jahrbuch der Theresianischen Militärakademie (Ausgaben 1991 - 2001)
- Fotoarchiv Theresianische Militärakademie