8 Nationen - 1 Mission
Gemeinsam Üben für den Ernstfall
An der Ausbildungsübung WALDVIERTEL25 nahmen neben 1.850 Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres auch rund 250 aus Deutschland, der Tschechischen Republik, Lettland, der Schweiz, Ungarn, Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro teil.
„Durch die Beteiligung militärischer Kräfte anderer Nationen nutzen wir viele Synergie-Effekte. Einerseits ist dies eine große Bereicherung für die eigenen Soldatinnen und Soldaten hinsichtlich der jeweiligen Einsatztechniken, um ein optimales Zusammenwirken sicherzustellen. Andererseits können die Einheiten in einem Großszenario ihre individuellen Kompetenzen bestmöglich schärfen“, so der Exercise Director Oberst Thomas Holzbauer.
Deutschland
Die 140 Soldaten der Deutschen Bundeswehr stellten das größte ausländische Kontingent. Die Übungsteilnehmer sind Angehörige des Wachbataillons, das neben dem protokollarischen Ehrendienst bei offiziellen Anlässen auch einen infanteristischen Auftrag innehat. Sie schützen im Bedarfsfall staatliche Einrichtungen der Bundesrepublik. Im Rahmen der Übung verstärkte die deutsche Kompanie die zur Verteidigung eingesetzten Kräfte. Die WALDVIERTEL25 bot somit beste Voraussetzungen für die Stärkung deren Einsatzfähigkeit.
Teile des Wachbataillons nahmen bereits zum dritten Mal an einer Übung der Militärakademie teil. Die deutschen Soldaten sehen einen großen Nutzen im Üben in Österreich. "Wir können hier fast völlig frei üben, auf deutschen Übungsplätzen sind wir durch Sicherheits- und Umweltschutzbestimmungen sehr eingeschränkt" so ein deutscher Offizier. Und weiter "Die Übung ist sehr gut geeignet, um zu trainineren mit einer anderen Nation zusammenzuarbeiten - eine Tatsache, die im Rahmen der gemeinsamen Verteidigungen auf jeden Fall zum Tragen kommt. Man kann dabei auch vom anderen lernen, andere Herangehensweisen an militärische Aufgabenstellungen kennenlernen. Und natürlich macht ein "fremder" Gegner eine Übung interessanter."
Tschechische Republik
Die Tschechische Republik war mit einem Panzerzug an der Übung beteiligt. Mit vier Kampfpanzern Leopard 2A4 und einem Bergepanzer Büffel hatten die Tschechen schweres Gerät im Gepäck und waren Teil der angreifenden Kampfgruppe 35.
Der Kommandant des tschechischen Zuges war Oberleutnant Adam Burian. Er erklärt im Interview die Aufgaben seines Zuges und die gemachten Erfahrungen:
- Welche Rolle hat Ihr Zug auf der WALDVIERTEL 25?
Oberleutnant Burian: “Wir sind Teil der Panzerkompanie der Kampfgruppe 35. Unsere Aufgabe besteht hauptsächlich darin, die abgesessenen Infanterieeinheiten, die im Waldgebiet mit Grabensystemen gegen den Feind kämpfen, mit Feuer zu unterstützen. Wir sind insgesamt mit 22 Soldaten, vier Leopard 2A4, einem Bergepanzer Büffel auf einer Leopard-Plattform und Unterstützungsfahrzeugen vor Ort.” - Was sind Ihre Eindrücke der letzten Tage?
Oberleutnant Burian: "Unser Eindruck ist sehr gut. Wir haben nämlich mit verschiedenen Einheiten zusammengearbeitet, zum Beispiel mit der motorisierten Infanteriekompanie neben unserer Panzerkompanie. So konnten wir an verschiedenen Aufgaben teilnehmen, je nach Einsatzgebiet. Aber meistens, weil es infanterieorientiert ist, bilden wir das Unterstützungselement." - Wussten Sie, dass die WALDVIERTEL25 in hybrider Form durchgeführt wird und inwiefern sind Sie davon betroffen?
Oberleutnant Burian: "Wir wussten, dass wir mit der Simulationstechnik trainieren werden. Darauf waren wir schon gespannt. Wir freuen uns, dass wir die Möglichkeiten dieses Simulators voll ausschöpfen können." - Haben Sie Technik am Panzer, um die Simulationstechnik direkt nutzen zu können?
Oberleutnant Burian: "Das ist noch nicht integriert. Es wird in Zukunft aber kommen." - Was halten Sie von multinationalen Übungen wie WALDVIERTEL25?
Oberleutnant Burian: "Ich denke, dass es sehr wichtig ist, an solchen Übungen teilzunehmen, weil wir gerade jetzt versuchen, verschiedene Techniken für verschiedene Situationen kennenzulernen. Viele Dinge werden gleich gemacht, in manchen unterscheiden wir uns aber. Wir sind sehr gespannt auf die Lehren, die wir aus dieser Übung ziehen. Es ist uns sehr wichtig, erstens aus der Übung zu lernen und zweitens einfach zu üben - unter anderem auch die militärische Kommunikation in englischer Sprache, die Einbindung in verschiedene Techniken, die Ausführung unterschiedlicher Aufgaben. Ich denke, dass es wichtig ist, an solchen Übungen teilzunehmen und hoffe, dass sie häufiger durchgeführt werden." - Mit welchen Erwartungen haben Sie diese Übung angetreten und wurden diese erfüllt?
Oberleutnant Burian: "Wir haben erwartet, dass die Übung gut organisiert ist und die Dinge einen Sinn ergeben. Und das ist auch genau so eingetreten. Wir sind positiv überrascht vom Ausmaß der Übung. Das ist großartig. Wir wussten nicht, dass wir an einer Übung in Bataillonsstärke gegen eine ähnlich große Truppe teilnehmen würden. Das ist also ein großes Plus."
Lettland
Mit Drohnen und Quads ausgestattet unterstützte das lettische Kontingent als Aufklärungszug die Kampfgruppe 35. Die gesammelten Informationen bildeten für den Kommandanten der Kampfgruppe eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für den konkreten Einsatz seiner Truppen.
Ungarn
Ungarn stellte zwei Offiziere als Stabspersonal für den simulationsgestützten Teil der Übung.
Die Teilnahme erfolgte auf Grund der Partnerschaft des Panzerbataillons 14 mit dem ungarischen Panzerbataillon 11 aus Tata.
Ende 2018 bestellten die ungarischen Streitkräfte bei der deutschen Panzerschmiede KMW insgesamt 44 Leopard 2A7 um damit die noch vorhandenen T-72 zu ersetzen. Um den Umstieg vom sowjetischen T-72 auf die westlich Panzertechnik zu erleichtern, wurden durch KMW bis zur Ausliegerung der A7-Variante zwölf Leopard 2A4 in Form einer Leasing-Variante zur Verfügung gestellt. Da weder KMW noch die deutsche Bundeswehr mehr über Simulatoren für den Leopard 2A4 verfügen, kam für die Ausbildung der ungarischen Soldaten Österreich und das Panzerbataillon 14 schnell ins Spiel.
Schweiz
Insgesamt 13 angehende Berufsoffiziere der Schweizer Armee nahmen an der Ausbildungsübung WALDVIERTEL 25 teil. Die Teilnahme erfolgte im Rahmen einer als "Feldstudie" bezeichneten insgesamt dreiwöchigen Reise nach Österreich. Das Ziel dabei ist möglichst viel zu sehen, erfahren und lernen. Die Entscheidung der Militärakademie war daher klar: Teilnahme nicht als Zuseher, sondern als wahrer Übungsteilnehmer im Rahmen des simulationsgestützten Übungsteiles. Darüber hinaus erfolgten "Exkursionen" zur Realübung, um auch von diesem Teil der Übung Eindrücke zu gewinnen.
Oberleutnant Nils Hodel und Oberleutnant Pascal Aebischer waren Teil des Schweizer Kontingents. Im Interview schildern sie ihre Eindrücke von der Übungsteilnahme:
- Welche Rolle haben Sie bei dieser Übung?
A: "Wir sind angehende Berufsoffiziere und vorgesehen als Kompaniekommandanten bei der Luftwaffe- Bei dieser Übung waren wir am Führungssimulator Weitra als Kommandanten einer Jägerkompanie eingesetzt. " - Was ist Ihr Ziel auf der Übung und welche konkreten Aufgaben übernimmt die Schweizer Kontingent bei der Übung?
A. “Für uns geht es vor allem darum, Bilder mitzunehmen. Die Möglichkeiten, die dieses Szenario in diesem Übungsraum bietet, sind hervorragend. So etwas gibt es in der Schweiz aus platztechnischen und regulatorischen Gründen nicht. Unser größter Truppenübungsplatz für mechanisierte Verbände ist 15 Quadratkilometer groß - somit zehnmal kleiner als der Truppenübungsplatz Allentsteig. Unser Fokus liegt hier nicht nur am Simulator sondern auch an der Gefechtsübung im realen Übungsgelände.” - Wie sehen Sie multinationale Übungen wie diese?
A: "Dies ist unsere erste internationale Truppenübung. Wir können aber sagen, dass Österreich ein sehr spannender Partner ist, weil beide Staaten neutral und nicht bei der NATO sind." - Welche Vorteile sehen Sie an gemeinsamen Übungen?
A: "Es ist interessant, hautnah die Unterschiede zwischen dem Militär in Österreich und der Schweiz zu erleben. Sei es das Zusammenwirken von Kompanie- und Bataillonsebene in Befehlsgebung, Aktionsplanung, Entschlussfassung oder Stabsarbeit. Die Unterschiede sind sehr wertvoll. Daran erkennt man sehr gut, wie man Dinge besser machen kann oder umgekehrt. Der Austausch ist aus unserer Sicht eine Horizonterweiterung auf beiden Seiten. Daneben ist für uns auf jeden Fall die Kontaktpflege ein besonderer Vorteil für etwaige Fragen, internationale Kontakte, die Verbandstruktur und Organisationsstufen." - Was war das spannendste oder überraschendste Erlebnis bei dieser Übung?
A. "Eindeutig, dass der Schützenpanzer - anders als am Simulator - im realen Gelände durchaus in den Wald fahren kann. Außerdem die Vielzahl an Drohnen, die man im Einsatz trotz des Gefechtslärms laufend hört - das Summen, die Ungewissheit. Kurz gesagt die mehrdimensionale direkte Wahrnehmung, welche in einem realen Szenario ganz anders rüberkommt. Das kann man auf keinem Simulator so gut vermitteln." - Welche Lehren ziehen Sie bisher aus der Übung?
A. "Die hier angewandte hybride Übungsform ist ein sehr interessantes Modell, welches wir uns sicher mitnehmen werden. Dadurch lassen sich Szenarien weitaus größer skalieren. Aber auch wie man die einzelnen Elemente tatsächlich ins Gelände bringt, zum Beispiel wo Sperren für einen möglichst effektiven Einsatz am besten zu platzieren sind." - Glauben Sie, dass diese hybride Übungsform in der Zukunft an Bedeutung gewinnen wird?
A: "Es ist sicher sehr ressourcensparend und dadurch auch effizient. Wobei natürlich die Koordinierung optimal stimmen muss. Insgesamt sehen wir hier viel Potential für die Zukunft." - Was bleibt für Sie persönlich hängen?
A: "Wir sind sehr dankbar, dass wir dabei sein können, für die Impressionen und die pragmatische Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesheer."
Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro
Die Nationen Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro waren insofern vertreten, als natürlich auch die in Österreich auszubildenden Offiziersanwärter aus den Westbalkanstaaten an der Übung teilnahmen.